Comtheo * Predigten aus dem Vikariat von Susanne und Martin Jensen


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21.November 1999 - Ewigkeitssonntag - Lukas 12,42-48
Susanne Jensen

Liebe Brüder und Schwestern,
Geliebte Gottes!

Verkauft, was ihr habt,
und gebt Almosen.
Macht euch Geldbeutel,
die nicht veralten,
einen Schatz, der niemals abnimmt,
im Himmel, wo kein Dieb hinkommt
und keine Motten fressen.
Denn wo euer Schatz ist,
da wird auch euer Herz sein. ...

Petrus klingen langsam die Ohren
nach all den Worten und Geschichten,
die er an diesem Tag von seinem
Herrn und Meister gehört hat.

In kürzester Zeit muß
Jesus alles, was er zu sagen hat,
unter die Menschen bringen.
Jesus hat nicht die Zeit -
er muß sich beeilen.
Die Worte müssen sitzen,
müssen genau überlegt und einprägsam sein.
So einprägsam sein,
daß sie sich Petrus einprägen.

Es sind Worte für das Volk
und Worte speziell für seine Jünger.
Mit diesen Jünger-Worten will er
sie vorbereiten für ihren Weg, -
den Weg, den sie gehen werden,
ohne ihn.

Weg-Worte 
Worte, wie Brot
zur Stärkung
und zum Aufbruch
Laßt eure Lenden umgürtet sein
und eure Lichter brennen ...
Ja, laßt eure Lichter auf eurem Weg brennen!

Jesus schafft es, seine Jünger
immer wieder zu überraschen und
herauszufordern, - 
Er bringt sie in die Gänge,
bringt sie in Bewegung -
läßt sie nach Vorne blicken und nach Vorne gehen.

 „Herr, sagst du dies Gleichnis zu uns
oder auch zu allen?“ - 
Will Petrus für sich und seine Leute wissen.
„Gilt uns die Botschaft vom plötzlichen Kommen des Herrn?
Gilt uns das: Seid auch ihr bereit!?“

Petrus muß das genau wissen,
weil er ja die Verantwortung trägt.
Er kümmert sich um alle Belange seiner
Brüder und Schwestern, die den Weg mit
ihm und mit Jesus gehen.

Petrus ist der Treuesten einer,
er traut Jesus alles zu,
trotzdem fragt er nach.
Denn er will wissen, wo´s langgeht,
er will den Weg gerne mit Jesus gehen 
bis an´s Ende -
doch er will den Weg nicht mit geschlossenen
Augen gehen, das widerspräche seiner Neugier
und seiner Wesensart.
Er fragt lieber zwei oder dreimal nach,
weil Jesus oft verschlüsselte Antworten liefert,
die wiederum eine Frage bei ihm erzeugen.

Ich denke mich in Petrus hinein,
dem Jesus wieder ein Gleichnis zur
Erleuterung eines Gleichnisses erzählt:
Also ein Anschluß-Gleichnis von einem Knecht.

Vor Petrus inneren Augen
entsteht das Bild eines glücklich gepriesenen Knechtes,
der treu und klug seine Verwalter-Aufgaben erfüllt hat.
Das wird wohl ein verantwortungsbewußter Mann sein,
der bereit ist in seiner Aufgabe aufzugehen.
Wenn es seine Aufgabe ist,
anderen zu geben, was ihnen zusteht,
dann wird er dies gerecht und zuverlässig tun
solange sein Herz schlägt 
und der Auftrag gilt.

Glücklich ist dieser Mann,
nicht nur, weil er in dem Moment, in dem der Herr kommt,
genau das tut, was von ihm erwartet wird;
sondern er ist auch glücklich,
weil ihm seine Aufgabe an sich glücklich macht.

Es ist eine lebenserhaltende und
lebensfreundliche Aufgabe.
Seine Lebenszeit ist erfüllt -
seine Zeit steht in Gottes Händen.

Doch ein glücklicher Mann reicht nicht,
es müssen viele sein, die in der Art und Weise,
wie sie ihr Leben verstehen,
Verheißungsvolles und Positives schaffen. 

Durch die Hände vieler treuer Knechte 
wird in Kleinarbeit der Weg vorbereitet,
auf dem der Herr der Welt
einziehen kann.

Lebensnotwendig sind die Hände der Treuen,
sie machen das Leben erträglich und
bringen die Welt ihrem Ziel näher.

Petrus hört auch wieder Bedrohliches:
„Wem viel gegeben ist,
bei dem wird man viel suchen;
und wem viel anvertraut ist,
von dem wird man um so mehr fordern.“

Bedrohlich wirken nicht die Worte zu dem Knecht,
der gar nix tut, der sozusagen versagt.
Daß der in Stücke gehauen wird ist doch klar?
Denn der tut ja sogar das Gegenteil von dem,
was ihm sein Herr aufgetragen hat.
Statt lebenserhaltend,
wirkt dieser zerstörerisch, 
er schlägt, frißt und säuft -
alles auf Kosten anderer,
alles auf dem Rücken anderer. 

Bedrohlich wirkt auf Petrus,
daß Jesus ihm, gerade ihm,
einem einfachen Fischer, göttliche Geheimnisse
anvertraut, die oft über sein 
Verstehen-Können hinaus gehen.
So muß er nachfragen,
und immer wieder an die Grenzen 
seiner Möglichkeiten stoßen.

Es ist doch für Petrus so,
wie für uns alle:
Petrus wird von Jesus an die Hand genommen
und auf einen dunklen Pfad geführt.
Vertrauen kann er nur seinem Herzen,
denn seine Augen sehen nichts.

Wo euer Schatz ist, da wird auch euer Herz sein.
Für einen so treuen Begleiter, wie Petrus einer ist,
ist das keine Frage: 
Sein Herz schlägt für Jesus.
Sein Herz brannte, 
als er Jesus zum ersten Mal reden hörte. 

Jesu Hände segnen machtvoll,
seine Worte klingen -
sie sind erfüllt von einem unaussprechlichen Klang.

Diesem besonderen gottgesegnetem Menschen
ist Petrus bereit seine ganze Arbeitskraft zu
Verfügung zu stellen.
Von ihm läßt er sich auch alles sagen.
Auch Dinge, die er momentan nicht verstehen kann.

Petrus ist für mich vorbildhaft
in seinem Vertrauen 
und in seiner Verunsicherung.
Er fragt immer wieder nach,
versteht manches falsch und
verleugnet zu guter Letzt seinen Herrn dreimal. 
Er ist kein Glaubenshelt,
doch ist er ein Mensch voller Emotionen,
ein Gefühlsmensch, der lachend und weinend
seinem Herr folgt.

Petrus,
Glaubender zwischen Angst und Vertrauen

Wanderer du
zwischen Angst und Vertrauen,
beladen mit Ungewißheit,
ob dir Herberge bereitet ist,
wenn die Nacht hereinbricht.
Immer wieder verlierst du ihn
aus den Augen,
den Weggefährten.
Immer wieder holt er 
dich ein.

Dies möge zutreffen für Petrus 
und für jeden von uns.
AMEN

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