Comtheo * Predigten aus dem Vikariat von Susanne und Martin Jensen


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20. April 2000 - Gründonnerstag - 1. Korinther 10,16.17
Vikarin Susanne Jensen

Liebe Gemeinde!
Wir hören Worte des Apostels Paulus, 
geschrieben in Ephesus und
gerichtet an die Gemeinde in Korinth. 

Darum, meine Lieben,
flieht den Götzendienst!
Ich rede doch zu verständigen Menschen;
beurteilt ihr, was ich sage.

Der gesehnete Kelch, 
den wir segnen, 
ist der nicht 
die Gemeinschaft 
des Blutes Christi? 

Das Brot, 
das wir brechen, 
ist das nicht 
die Gemeinschaft 
des Leibes Christi? 

Denn ein Brot ist´s: 
so sind wir viele 
ein Leib, 
weil wir alle 
an einem Brot teilhaben.

In der Hafenstadt Korinth gab es 
eine Vielzahl von religiösen Strömungen und Praktiken.
Wer durch die Hauptstraßen der Stadt zu den Zeiten des Paulus 
schländerte,
also Mitte des ersten Jahrhunderts, konnte
nicht umhin auf Multireligiöses zu stoßen.
Klar, die Stadt besteht aus einer multikulturellen 
Bevölkerungsstruktur,
und ist eben angereichert mit einer Vielzahl von Glaubensrichtungen..
Das Angebot ist groß:
römische, griechische, persische, ägyptische Gottheiten
sitzen als Statuen in Tempeln und auf Säulen an der Straßenecke.
Farbige, gräuschvolle und benebelnde Gottesdienste bieten 
Kultreligionen offen an. 
Zum Mithraskult kannste´ gehen.
Oder auf den Festungsberg Akrokorinth, zu den Trümmern des 
Tempels der Aphrodithe.
Hat ne´große Anziehungskraft - grad dieser von den Römern zerstörte 
Tempel.

Paulus spricht: Ihr seid doch verständige Leute,
also meidet den Götzendienst! 
Das ist ihm wichtig. 
Er sorgt sich um seine junge Gemeinde,
die er zwei Jahre zuvor gegründet hat. 
Für ihn ist Korinth eine junge Pflanzung, wertvoll und zum 
wildwuchs neigend.

„Paßt auf, meine Lieben, wenn ihr auf den Nordmarkt geht
und seht billiges Fleisch auf den Fleischbänken feilgeboten,
könnte es sein, daß das Fleisch „nicht koscher“ ist!“

Das an dem Fleisch was ist.
Was ist an dem Fleisch? 
Riecht es irgendwie? - Woher kommt es?
Nun BSE-Fleisch wird es im ersten Jahrhundert nach Christus nicht 
gegeben haben.

Die Tiere wurden geschlachtet und am Markt verkauft. 
Doch mit dem Fleisch wurde vor dem Verkauf etwas gemacht,
was man bei späterer Zubereitung nicht riechen 
und dann auch nicht schmecken kann.

Die Tiere wurden Opferfleisch in heidnischen Tempeln.
Sie wurden zu Ehren eines Gottes, einer Göttin geschlachtet
und dann auf Altären dargebracht.
Wenn ihr Fleisch nicht verbrannt, verteilt oder gegessen wurde,
hat man versucht es wieder zu Geld zu machen. 

Durchaus ökonomisch gewirtschaftet,
schließlich ist Fleisch eine wertvolle Resurse und bedeutet Leben.
Hafenarbeiter, Sklaven, ehemalige Kriegsveteranen 
konnten sich nur billiges Fleisch leisten.
Eine echte soziale Frage für ärmere Christen in der jungen 
Gemeinde.

Ärmeren Christen sagt Paulus dazu:
„Alles, was auf dem Fleischmarkt verkauft wird, das eßt,
und forscht nicht nach, damit ihr das Gewissen nicht beschwert.
Denn „die Erde ist des Herrn und was darinnen ist.“

All die, die fest im Glaubenssattel sitzen, 
können das ruhig so machen. Es ist ihre Freiheit. 
Was soll man sich einschränken lassen von Göttern, die es gar nicht 
gibt? Oder?
Man braucht sich vor einem gemalten Götterhimmel nicht fürchten!
Denn diese Götzengötter „sind ja nichts als Vogelscheuchen im 
Gurkenfeld..
Sie können nicht reden, auch muß man sie tragen, denn sie können 
nicht gehen.
Darum sollt ihr euch nicht vor ihnen fürchten; denn sie können weder 
helfen 
noch Schaden tun.“ 
So sah die Problematik der Profet Jeremia gut 500 Jahre vor Paulus.

Doch Paulus sagt auch offen zu seinen Leuten:
Flieht den Götzendienst! - 
„Ihr könnt nicht zugleich den Kelch des Herrn trinken
und den Kelch der bösen Geister;
ihr könnt nicht zugleich am Tisch des Herrn teilhaben 
und am Tisch der bösen Geister!“

Es gibt Toleranzgrenzen: 
Essen vom Fleisch unbekannter Herkunft ist erlaubt, wenn es 
niemanden beschwert.
Am Götzendienst teilzunehmen ist auf keinen Fall okay.
Im Götzen-Gottesdienst entsteht eine dämonische Sphäre.
Paulus spricht von „bösen Geistern“. 

Hier ist für mich der Punkt genau zu kucken.
Was mache ich? 
Welche Gottesdienste, oder Götzen-Gottesdienste besuche ich?
Unsere Zeit ist keine a-religiöse Zeit.
Wir sind umgeben von religiösen Angeboten jedweder Art.
Diese Angebote sind farbig, klingen gut - verlockend ...
Guter Duft verbreitet sich und alte, gut Worte werden 
in einer neuen Verpackung verkauft. 
Was ist los mit mir?
Wieso glaube ich, plötzlich etwas Neues nötig zu haben?
Sphärenmusik vom Erdenton und Kräfte aus den inneren Chakren?

Wenn ich fest im Glaubenssattel sitze,
und mein Gewissen durch diese bunten neuen Lehren nicht beschwert 
wird,
dann kann ich ja ruhig mal reinschnuppern. So denke ich zuerst.

Doch sitze ich fest im Glaubenssattel? 
Bin ich so stark, daß mich nichts anficht?

Ich fühle mich wie eine Korintherin, 
die Stärkung braucht zum Leben.
Als Korintherin gehe ich auf den Nordmarkt
und kaufe das billigste Fleisch.
Als Korintherin gehe ich zum Tisch des Herrn.
Ich lasse mir das Brot reichen mit den Worten: „Für dich gegeben.“
Ich lasse mir den Kelch reichen mit den Worten: „Für dich 
vergossen.“

Glaubenkönnen ist eine Sache des Augenblicks, ist ein Geschenk.
Um meinen Glauben zu Stärken, gehe ich zum Abendmahl.
Das Unruhige versuche ich von mir abgleiten zu lassen.
Hier hoffe ich zu bekommen, was ich nötig habe.
Eine Antwort auf mich selbst.
Hier nimmt mich Gott an, so wie ich bin.
Und ich fühle mich nicht allein.
Um mich herum stehen Menschen, Schwestern und Brüder, 
deren Wärme und deren Glauben ich spüren kann.

Mit der Feier von Abendmahl verbinde ich:
Geben, Nehmen
Stehen, Lachen, Hinwenden
Wärme, offene Hände
Nachdenken, deuten und erkennen.

Ganz dinglich verbinde ich mit dieser Feier:
Kauen und Schlucken.
Bei einer Imaginationsübung im Krankenhaus,
bei der ich mich mit einem Baum identifizieren sollte,
der sich aus Erde und Luft nimmt, was er braucht,
bekam ich unglaublichen Durst.
Ich stellte mir einen Tau-Tropfen vor.
Und ich malte diesen Tau-Tropfen überdimensional groß auf Dina-2.

Das, was ich nötig habe und was ich von Gott bekommen möchte,
ist ein Tau-Tropfen - ein kleiner Schluck zum Leben.
Ich brauche das Abendmahl zum Leben und
die Gemeinschaft der Glaubenden um mich.
Und so denke ich, brauchen wir uns gegenseitig - 
der Friede Gottes sei mit uns allen
und er sättige unseren Durst. 
Amen

Ideen und Mails an: webmaster@comtheo.de