Comtheo * Predigten aus dem Vikariat von Susanne und Martin Jensen


Predigten       Meditationen       Agenden       Religionen     Home        
                                                 

 

14. November 1999 - Volkstrauertag - Lk 16,1-9 Vom unehrlichen Verwalter
Susanne Jensen

Jesus Christus 
stand mitten auf dem Feld und weinte.
Um ihn herum schlugen Granaten ein,
Splitter bohrten sich in seinen Leib.
Jesus Christus 
lag ausgemergelt auf einer Holzpritsche 
in einem Konzentrationslager in Polen,
er bestand nur noch aus Haut und Knochen.
Jesus Christus
war auf der Flucht vor heranrückenden
feindlichen Truppen, als Flüchtling gehetzt
und in großer Sorge um seine beiden Kinder.
120 Millionenfaches Sterben und Verstümmelung
als Folge der beiden Weltkriege.
Kriegswaffen werden immer noch hergestellt
und in aller Herren Länder verkauft -
Sollte das angehäufte Geld
nicht Blutgeld sein?
Es ist das Geld mit dem Jesus Christus
veraten und verkauft wird.
Es ist das Geld mit dem der Glaube
veraten und verkauft wird.
Jesus Christus,
unser Herr und Heiland hat es uns 
unmißverständlich in der Bergpredigt gesagt:
„Selig sind die Friedfertigen,
denn sie werden Gottes Kinder heißen.“
Wir stehen als Christen
hier an diesem Mahnmal und
denken an das unendliche Leid
der Opfer dieser unmenschlichen, höllischen Kriege.
Gleichzeitig bitten wir Gott,
daß er den Toten gegenüber treu ist 
und sie am Jüngsten Tag auferstehen läßt.
Unsere Herzen weinen,
unser Inneres wendet sich gegen
jede Form von Gewaltherrschaft,
unsere Hände wollen dem Frieden dienen.
Laßt uns aufstehen,
wenn sich wieder Unmenschliches anbahnt.

Liebe Brüder und Schwestern!
Als getaufte Christen werden wir uns wohl 
spontan als Kinder der Lichtes verstehen.
Denn wir sind ganz nah mit dem Licht in Berührung gekommen.

Dies haben wir heute bei den Taufen 
von Philipp, Inga und Tom erlebt: 
Jeder von ihnen hat eine Taufkerze bekommen 
mit den Worten: Christus spricht: „Ich bin das Licht der Welt.
Wer mir nachfolgt, der wird nicht wandeln in der Finsternis,
sondern wird das Licht des Lebens haben.“

Das Licht Jesu färbt ab - 
macht aus Kindern dieser Welt 
Kinder des Lichtes.

Wir kennen das Lichtmotiv 
auch noch aus der Bergpredigt Jesu.
Er stieg auf einen Berg und hielt eine flammende Rede 
vor seinen Jüngern und dem Volk.
„Ihr seid das Licht der Welt. ... 
laßt euer Licht leuchten vor den Leuten“
Das bedeutet: 
Leute, ihr habt Vorbildfuktion.
Die Sache Jesu steht und fällt
mit eurem Verhalten in der Öffentlichkeit.

In den Gleichnis vom unehrlichen Verwalter
begegnen wir einer ganz weltlichen Gestalt.

Jesus erzählt,
daß dieser Verwalter, ein Angestellter 
eines reichen und mächtigen Arbeitgebers, verklagt wurde:
er verschleudere das anvertraute Vermögen seines Herrn.

Ein übler Verdacht, eine Diffamierung
läßt das unrechtmäßige Wirken des Verwalters auffliegen.
OK, das passiert. 
Das Licht hat´s an den Tag gebracht.

Auch der gerissenste Gauner
kann Fehler machen und entdeckt werden.

Die Spannung steigt.
Die Kinder des Lichts lehnen sich zufrieden zurück.
Nun bekommt dieser schwere Junge, dieser Weltmensch 
seine Rechnung präsentiert.
Er steht sicher mit offerer Klappe da
und kann nichts mehr dazu sagen. -

„Gib Rechenschaft über deine Verwaltung!“ 
Alle Bücher sollen offengelegt werden und
Soll und Haben werden peinlich genau überprüft.
Da kannst du nichts mehr dagegen machen.
Gib auf! - Dein Schurkenstück ist enttarnt.

Der Verwalter schweigt tatsächlich, 
er sammelt sich - 
sammelt seine verbleibende kriminelle Energie -
und denkt fieberhaft seine Situation durch.
Sein Denken ist beispielhaft kreativ.
„Was soll ich tun?“ - 

Wir sind an Columbo-Krimis erinnert,
in denen der Knitter-Kommissar Columbo 
seine Gegner in die Enge treibt,
und wir sie förmlich laut denken hören.

Der Gauner in der Jesusgeschichte 
ist sich im Klaren darüber:
Graben kann ich nicht und betteln will ich nicht.
Was bleibt?

Er könnte sich ja hinknieen
und seinen Arbeitgeber um Nachsicht bitten.
Das paßt aber nicht zu seinem Charakterbild:
Erst ein gerissener Gauner sein 
und dann wie ein Hund den Schwanz einziehen,
- Nein! 

Trotz wakelnder Kniee 
entwickelt er in aller Schnelle einen Plan.
Das ist genial;
er hat nicht irgendwelche Sachen im Kopf,
er denkt nicht an weitere materielle Bereicherung -
sondern er stetz auf Menschen,
nämlich auf die Schuldner seines Herrn.

Köpfchen muß man haben.
Denn es ist ja doch klar:
Eine Hand wäscht die andere.
„Wenn ich dir einen erheblichen Teil deiner Schulden
erlasse, dann wirst du dich doch auch 
im Gegenzug erkenntlich zeigen.“
Eine einfache Regel unter Weltmenschen.

Die Summen auf den Schuldscheinen
werden manipuliert. 
Es wird radiert und neu gezeichnet.
Aus 100 Eimern Öl werden 50,
aus 100 Sack Weizen werden 80, und so fort ...
Jeder dieser veränderten Schuldscheine
soll die Zukunft des Verwalters sichern.

Wie sind seine Taten zu beurteilen?
Sein Veruntreuen von Vermögen und
als Folgedelikt sein Fälschen von Schuldscheinen
zum Schaden seines Herrn?

„Der Herr lobte den ungetreuen Verwalter,
weil er klug gehandelt hatte.“ 

Mir fallen dazu wieder Worte aus der Bergpredigt ein:
„Liebet eure Feinde ... damit ihr Kinder eures Vaters 
im Himmel seid. 
Denn er läßt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute 
und läßt regnen über Gerechte und Ungerechte.“

Mit dem Leben der Kinder der Welt
hat sich Jesus eingehend befaßt.
Er ist zu ihnen gegangen,
in die Stuben der Zöllner und Sünder.
Dabei hatte er keine Berührungsängste gehabt.
Im Gegenteil.
Ich glaube, er hat viel von diesen Weltkindern gelernt.

Jesu Theologie ist eine Theologie der Begegnung,
er ist hineingesprungen in das Leben und hat geleuchtet.

Seinen Jüngern erzählt Jesus
diese Geschichte vom unehrlichen Verwalter,
weil er ihnen etwas zum Nachdenken geben will.
Sie sollen sich das klevere Verhalten 
dieses Sünders genau anschauen.
Sie sollen sogar von dem Gauner lernen.

„Die Kinder dieser Welt sind unter ihresgleichen
klüger als die Kinder des Lichts.“

Klevernis schadet uns Christen nicht. 
Wir brauchen sie.
Wir sollen sogar schlau sein wie Füchse,
um uns einmischen zu können,
wenn´s um Krieg und Frieden in der Welt geht.

Wir sollen uns wieder ins Spiel bringen
und sollen dabei sein, wo das Leben pulsiert.
Glaube ist keine nebensächliche Sache. 
Wir wollen uns nicht ins religiöse Abseits drängen lassen.

Wenn wir das cheken,
werden wir gute Leute, Weltkinder,
für uns und die gute Botschaft dazu gewinnen. 
AMEN

Ideen und Mails