Comtheo * Predigten aus dem Vikariat von Susanne und Martin Jensen


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Predigt über Epheser 1,3-14
Trinitatis (18. Juni 2000)
Vikar Martin Jensen

Liebe Gemeinde,
wir feiern heute Trinitatis, das Fest der Dreifaltigkeit Gottes. Gott begegnet uns 
als Vater, als Sohn und als Heiliger Geist. Er begegnet uns als Schöpfer, der 
alles um uns herum und uns selbst gemacht hat. Gott begegnet uns als Jesus 
Christus, der unter den Bedingungen der Welt gelebt und gelitten hat. Und Gott 
begegnet uns als Heiliger Geist, der uns zum Gottesdienst zusammenführt, 
dazu, Gemeinde zu sein. Diese Dreifaltigkeit sollen wir heute feiern.
Ich empfinde das als Überforderung. Eigentlich sollten wir uns heute fühlen wie 
zu Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt, Pfingsten zusammen. Und für Gott als 
Schöpfer noch Erntedank dazu. All diese Empfindungen, die uns bei diesen 
Festen ganz wichtig sind, müßten sich heute bündeln. In all diesen Festen will 
Gott uns gegenwärtig werden, mal als Vater, mal als Sohn, mal als Heiliger 
Geist. 
Doch wie könnten wir uns so fühlen, als ob alles auf einmal wäre? Ist das nicht 
zu viel?
So ähnlich ging es mir auch mit dem heutigen Predigttext. Auch er überfordert, 
übertreibt es mit dem Lobpreis Gottes. Es ist ein über 12 Zeilen langer Satz, 
überfrachtet mit theologischen Begriffen und Bildern, die das Heilshandeln 
Gottes in Jesus Christus und dem Heiligen Geist preisen. Ein Text, der uns 
überfluten will mit überschwenglichem Lob.

Daher werde ich heute etwas Ungewöhnliches tun. Ich werde ihnen den 
Predigtext nicht vorlesen, sondern ich nenne die Kurzfassung. Die Kurzfassung 
heißt: „Ich liebe dich.“ 
„Ich liebe dich“ in zweifacher Hinsicht. Im Prdigttext wird die Liebe Gottes 
zum Menschen gelobt. Gott sagt zu uns: „Ich liebe euch.“ „Ich liebe euch so 
sehr, daß ich euch in diese Welt setzte - als Mann und Frau, als Kinder und alte 
Menschen, als reich und arm als meine Schöpfungsblüten eben. 
Ich liebe euch so sehr, daß ich euch alles, war ihr zum Leben braucht, zur 
Verfügung halte. Die Ernte ist gegeben und wenn ihr teilen könnt, reicht es für 
jeden. 
Ich liebe euch so sehr, daß ich Mensch geworden bin. Mich eingelassen habe 
auf die alltägliche Spannung zwischen Gelingen und Mißlingen. Ich habe euren 
Alltag kennengelernt. Ich habe erfahren, wie es ist, aufzustehen und sich vor 
dem Tag zu fürchten. Oder sich schlafen zu legen und glücklich zu sein. Ich 
liebe euch so sehr, daß ich ans Kreuz in den Tod ging. Und durch den Tod ins 
Leben. Diese Liebe zu euch ist in Christus bei mir und ich werde sie nie 
vergessen. 
Ich liebe euch so sehr, daß ich euch meinen Geist sende, der in Neuanfänge 
herausruft - zu einem Wagnis - zu einer kleinen Revolution.“

Das ist die eine Seite der im Text beschriebenen Liebe. Gott liebt uns. Aber da 
gibt es auch die andere Seite. Die Seite der Antwort. Unsere Seite. Wie gehen 
wir damit um, daß Gott uns liebt? Können wir das glauben? Haben wir diese 
Liebe Gottes wirklich im Blick?

- Handpuppe aufziehen - Zeit lassen

Ich habe heute einen alten Weggefährten mitgebracht. 
Eine Handpuppe. Sie ist ein Erbstück. 
Vor mehr als 50 Jahren hat sie meine Großmutter hier in Flensburg gefertigt. 
Ein selbstgeformter Kopf aus Pappmache, handbemalt und selbstgenähter 
Kleidung. Es ist ein Kasper, ein Clown. 
Besondere Bedeutung hat diese Handpuppe für mich, weil ich als Kind mit 
meinem Vater Kasperletheater gespielt habe. Selten hab ich ihn selten so 
ausgelassen und fröhlich erlebt. Meine Großmutter ist jetzt seit 19 Jahren tot. 
Die Puppe seitdem selten zum Leben erweckt worden.

Ich habe sie heute mitgenommen, weil sie eine Besonderheit hat, die 
mir immer gut gefiel. Sie hat ein Herz an ihrer Mütze. 
Ein kleines, rotes Herz aus Kunststoff an der Mütze. Ich hoffe, Sie 
können es zumindest erahnen. Hier baumelt es. 
Das Herz kann mal vorne sein (Herz nach vorn), 
und auch mal hinten (Herz nach hinten) 
und dann wieder vorne (Herz nach vorn). 
Ist das nicht genau unser Verhältnis zur Liebe Gottes?

Es gibt Zeiten in unserem Leben, da haben wir diese Liebe Gottes genau im Blick. Da ist das 
Herz direkt vor unseren Augen. (Herz nach vorn) Wir spüren seine Liebe und 
fühlen uns geborgen. Andere Menschen geben uns Zuversicht, wir singen gelöst 
die Lieder im Gottesdienst und lachen gerne. Behütet. Ich genieße diese Zeiten 
sehr, möchte sie nicht loslassen. Es geht vieles so gut von der Hand. Die Liebe 
Gottes zu uns ist präsent.

Doch wir kennen auch die anderen Zeiten. Zeiten, in denen das Herz aus dem 
Blickfeld gerät. (Herz nach hinten) Der Wind des Alltags pfeift mir ums 
Gesicht und ich kämpfe um Halt. Ich sehe nur noch Anforderungen. Die Liebe 
Gottes, das Herz, ist nicht mehr greifbar. Gott scheint fort zu sei. Dann ist die 
Gefahr sehr groß, daß ich versinke in Trübsal und Verzagtheit. Ich kann Gott 
nicht loben, ich kann nur klagen.

Wenn es nicht Menschen gäbe, die es bemerken - irgendwann. Und mir sagen: 
Hey du, das Herz, die Liebe Gottes ist noch da. (ans Herz greifen) Du hast es 
aus dem Blickfeld bekommen. Fühl doch mal, wo das Herz geblieben ist! 
Spüre, was um die herum ist. Ich helfe dir. 

Ja, das Herz ist tatsächlich noch da. 
Die Liebe Gottes ist nicht abgedüst. 
Sie hängt mir gleichsam an, wie dies Herz hier an der Mütze. 
Unverlierbar. 
- Puppe weglegen -

Genauso unverlierbar ist die Liebe Gottes zu uns. Gott ist ein treuer Gott. Er ist 
anhänglich. 
Als Mensch wanke ich zwischen beiden Zeiten, der Zeit der sichtbaren Herzens 
und der Zeit des unsichtbaren Herzens. Und in diese Situation hinein tritt die 
Zuversicht unseres Glaubens und des Predigttextes: Gott selbst schwankt nicht. 
Er liebt uns seit Anbeginn der Zeit. Er liebt uns als Vater, Sohn und heiliger 
Geist. Das ist die gute Botschaft von Trinitatis und die Verbindung zwischen 
allein christlichen Festen.
Gott liebt uns. Und ob ich nun das Herz seiner Liebe sehe oder nicht, eins kann 
ich mir gewiß sein: Die Liebe Gottes hängt mir an, die werd ich nicht los. Nie 
mehr.
Amen.

Ideen und Mails an: webmaster@comtheo.de